Die sieben Erfolgsfaktoren der Digitalisierung im Krankenhaus

Ergebnisse des Workshops „Krankenhausprozesse und Digitalisierung“ im Klinikum Garmisch-Partenkirchen

Mannheim/ Garmisch-Partenkirchen – Am 18. und 19. Oktober fand im Klinikum Garmisch-Partenkirchen ein Workshop zu den Herausforderungen der Digitalisierung für Krankenhäuser statt. Veranstaltet durch das Klinikum und ZEQ diskutierten mehr als fünfzig Krankenhausgeschäftsführer und IT-Verantwortliche Lösungsansätze für die digitale Transformation. Dabei dienten die im Klinikum Garmisch-Partenkirchen mit Unterstützung von ZEQ bereits digitalisierten medizinischen Prozesse als wertvolle Anregung.

Die Digitalisierung ist die größte strategische Herausforderung für Krankenhäuser im kommenden Jahrzehnt. Um diese erfolgreich bewältigen zu können, sollten als Ergebnis des Workshops „Krankenhausprozesse und Digitalisierung: Was ist heute schon da und was wird morgen sein?“ verschiedene Erfolgsfaktoren durch die Krankenhausentscheider beachtet werden:

1. Krankenhäuser benötigen eine Digitalisierungsstrategie, die die Warum-Frage beantwortet: Durch die Vielzahl an bereits heute verfügbaren digitalen Lösungen besteht für Krankenhäuser die Gefahr, sich hinsichtlich ihrer knappen investiven Mittel zu verzetteln. Daher müssen Kliniken zwingend eine Digitalisierungsstrategie als Maßstab zur Beurteilung und Priorisierung möglicher IT-Projekte erarbeiten. Dabei basiert die Digitalisierungsstrategie auf der Krankenhausstrategie und der aktuellen IT-Infrastruktur. Inhaltlich beantwortet sie die Frage, warum eine Klinik in Digitalisierung investiert. Die Motive für entsprechende Initiativen können z. B. „mehr Zeit am Patienten“, „höhere medizinische Qualität“ oder auch „Einsparung von Personalkosten“ sein. Wichtig ist die Erkenntnis, dass zunächst die Motivationslage der Digitalisierungsbemühungen geklärt werden muss, bevor entschieden wird, welche IT-Projekte prioritär verfolgt werden.

2. Krankenhäuser müssen ihre IT-Systeme und -Anwendungen konsolidieren: Das Klinikum Garmisch-Partenkirchen konnte eindrucksvoll zeigen, dass die Konzentration der verwendeten Applikationen eine wesentliche Voraussetzung für alle nachfolgenden Digitalisierungsprojekte ist. Gab es in 2008 noch die üblichen „Insellösungen“, wurden die letzten zehn Jahre dazu genutzt, die meisten Funktionalitäten der früheren Applikationen in das Krankenhausinformationssystem und das PACS zu integrieren. Dadurch entstand eine IT-Infrastruktur mit zwei führenden Systemen und damit deutlich geringerem Aufwand hinsichtlich der Datenverwaltung und bei der Integration bzw. Programmierung zukünftig benötigter Funktionalitäten. Der Konsolidierung vorausgehen muss eine detaillierte Situationsanalyse zu den bisher verwendeten Applikationen und den dadurch bereits digitalisierten (Teil-)Prozessen.

3. Klinische Kernprozesse werden im Fokus der Digitalisierung stehen: Teilnehmer und Referenden waren sich einig, dass die Digitalisierung vor allem die klinischen Prozesse verändern wird. Die Chance besteht dabei darin, dass erfolgreich digitalisierte Kernprozesse sowohl von den Mitarbeitern (Arbeitgeberattraktivität) als auch den Patienten positiv wahrgenommen werden. Die Bereitschaft auch der älteren Mitarbeiter, aktiv an der Digitalisierung der bestehenden Prozesse mitzuwirken, ist gleichzeitig eine aktiv zu gestaltende Herausforderung in den kommenden Jahren.

4. Vor der Digitalisierung eines Prozesses steht dessen Optimierung und Standardisierung: Erfolgreich digitalisiert werden können nur Prozesse, die zuvor abteilungs- und berufsgruppenübergreifend harmonisiert und optimiert wurden. Vor jedem Digitalisierungsprojekt steht also ein Prozessprojekt, welches die Voraussetzung dafür schafft, dass der digitalisierte Prozess tatsächlich einen Mehrwert für die Einrichtung darstellt.

5. Investitionen in die Digitalisierung einer Klinik müssen die höchste Priorität haben: Investitionen in die Digitalisierung konkurrieren mit anderen Gestaltungsfeldern – wie z. B. Medizintechnik, Bauprojekten – um die knappen Mittel eines Krankenhauses. Krankenhäusern muss es nun gelingen, die Prioritätensetzung zu Gunsten digitaler Investitionen zu verändern. Innerhalb dieses Gestaltungsfeldes sind Investitionen in die Digitalisierungskompetenz – also z. B. in ausgewiesene Spezialisten in den IT-Abteilungen und in Schulungen für Führungskräfte und Mitarbeiter – deutlich höher zu gewichten, als die Investitionen in einzelne digitale Anwendungen. Dabei lassen sich, bei intelligenter Gestaltung, oft unterstützend auch Fördermittel gewinnen.

6. Einfachheit ist ein zentrales Prinzip der Digitalisierung: Von digitalen Pionieren wie Google und Apple können Krankenhäuser das Prinzip der Einfachheit als Erfolgsgeheimnis übernehmen. Dabei sollte sich dieses Prinzip sowohl auf die gesamte IT-Infrastruktur als auch die einzelne digitale Lösung beziehen. Das Klinikum Garmisch-Partenkirchen setzt beispielsweise für die digitale Visite bewusst auf eine einfache Rollkonstruktion mit Laptop und auf die Nutzung von Tablets anstatt teure multifunktionale Visitenwagen anzuschaffen. Das Ziel der mobilen Verfügbarkeit von Patientendaten wird dadurch viel besser und eben einfacher erreicht.

7. Digitale Meister verknüpfen Digitalisierungs- und Führungskompetenz: Die zentrale Herausforderung der kommenden Jahre wird nicht darin liegen, Ideen für die Digitalisierung zu finden. Vielmehr wird die Auswahl der richtigen Ideen und vor allem die konsequente Umsetzung der ausgewählten Projekte Gewinner von Verlierern der Digitalisierung unterscheiden. Hierbei kommt den Führungskräften eine zentrale Rolle zu. Diese müssen nicht nur mit Hilfe der Digitalisierungsstrategie die Richtung weisen, sondern die gesamte Umsetzung aktiv und positiv gestalten.

„Beachten Kliniken die im Workshop herausgearbeiteten sieben Erfolgsfaktoren, dann werden sie in den kommenden Jahren deutlich erfolgreichere Digitalisierungsprojekte realisieren. Insgesamt hat der Workshop – insbesondere durch die Präsentation konkreter Lösungen durch die Mitarbeiter des Klinikums – gezeigt, welchen Nutzen die Digitalisierung für die Krankenhäuser haben wird.“, kommentiert Max Korff, ZEQ-Vorstand, das Workshopergebnis.

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